Großburgwedel (mhd). „Das Leben geht weiter“. Es mag zunächst zynisch klingen, einer schwer kranken Frau das zu sagen. Doch im Rahmen einer Tauffeier gewinnt dieser Satz eines Pfarrers tiefere Bedeutung. Denn das Leben geht weiter für Jonas Böttcher, der am Samstag, 2. Juni, in der katholischen Kirche St. Paulus in Großburgwedel von Pfarrer Ivan Mykhailiuk getauft wurde. Für seine krebskranke Großmutter Renate dagegen dürfte es wohl der letzte Besuch in ihrer geliebten Kirche gewesen sein. Ermöglicht haben ihr diese Reise die Malteser mit ihrem Herzenswunsch-Krankenwagen.
Eigentlich schien schon alles überstanden: Nachdem bei Renate Böttcher im Mai 2017 Bronchialkrebs diagnostiziert worden war, hatte die Chemotherapie sehr gut angeschlagen. Das vergangene Weihnachtsfest konnte die heute 77-Jährige im Kreis ihrer Familie feiern, sogar von Heilung war die Rede. Doch im vergangenen Februar traten dann Metastasen auf, immer mehr, nicht mehr operabel. Seit Dienstag, 22. Mai, liegt die Großburgwedlerin im Misburger Hospiz und wird immer schwächer. Die Taufe ihres vier Wochen alten Enkels Jonas wollte sie aber noch erleben. „Ich habe so sehr für diese Taufe gebetet“, sagt sie mit schwacher Stimme bei der kleinen Feier in St. Paulus. „Ihr Gebet ist erhört worden und das ist gut so“, antwortet Pastor Mykhailiuk und man spürt, wie sehr auch er bewegt ist.
Denn Familie Böttcher ist bekannt in der katholischen Gemeinde St. Paulus. Drei erwachsene Söhne und eine Tochter hat Renate Böttcher mit ihrem Mann Claus und dazu eine große Liebe zur Kirche. Jahrelang begleitete Renate Böttcher mit ihren Kindern die Festgottesdienste musikalisch, sie an der Gitarre, die Kinder mit Flöte und Trompeten. Zwei Söhne dienten als Ministranten. „Es war ihr sehr wichtig, dass Jonas getauft wird“, sagt denn auch ihr Sohn Daniel Böttcher, der Vater des Täuflings. „Schön, dass sie das noch erleben kann.“
So wird die kleine Tauffeier am Samstagnachmittag denn zu einem bewegenden, aber auch fröhlichen Familienfest. Die Söhne und Töchter mit den älteren Enkelkindern sind gekommen, Ehemann Claus schiebt seine Frau im Rollstuhl zum Taufstein. „Mögen Engel Dich begleiten“, singt die kleine Festgemeinde dem kleinen Täufling zu, später auch den irischen Reisesegen und alle wissen, dass diese Verse auch der kranken Großmutter gelten. Nicht zuletzt Pfarrer Mykhailiuk prägt diese zutiefst würdige Tauffeier mit seiner Einfühlsamkeit. Immer wieder wendet er sich nicht nur dem kleinen Jonas zu, sondern auch dessen Großmutter. In sehr persönlichen Worten tröstet der Priester die Frau und spricht ihren Glauben an: „Das Leben geht weiter.“ Auch wenn Ehemann Claus Böttcher – selbst erst von einer Krebserkrankung genesen - weiß, dass er die Goldene Hochzeit am 28. November vermutlich nicht mehr mit seiner Frau feiern wird. „Jonas‘ Taufe wollte sie aber unbedingt noch erleben.“
Diesen letzten, großen Wunsch erfüllten ihr die Malteser. Dafür haben sich Jan Singelmann und Simon Reinhardt gerne Zeit genommen. Beide arbeiten hauptberuflich für den Malteser Hilfsdienst im Rettungswesen, fahren den Herzenswunsch-Krankenwagen aber ehrenamtlich, „weil ich genau dafür diesen Beruf ergriffen habe – um Menschen zu helfen“, wie Simon Reinhardt sagt.
Seit mehr als einem Jahr bieten die Malteser in Niedersachsen das Projekt „Herzenswunsch-Krankenwagen“ an, allein in der Diözese Hildesheim an sechs Standorten: in Hannover, Celle, Braunschweig, Wolfsburg, Hildesheim und Göttingen. Etwa 70 ehrenamtliche Helfer der Malteser stehen dafür bereit, schwer kranke und sterbende Patienten mit einem voll ausgerüsteten Krankentransportwagen noch einmal an einen Ort ihrer Wahl zu fahren, der ihnen wichtig ist. Da Patienten und deren Begleiter für eine solche Fahrt nichts zahlen, sind die Malteser auf Spenden für den „Herzenswunsch-Krankenwagen“ angewiesen.
Ansprechpartner für dieses landesweite Malteser-Projekt ist Dr. Christoph Mock, Theologe und Trauerbegleiter des Ambulanten Hospizdienstes der Malteser in Hannover. „Wenn wir mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen einem todkranken Patienten eine Herzensangelegenheit erfüllen können, dann hat das Projekt seinen Zweck erfüllt“, sagt Mock und hofft zugleich, dass dieses Angebot mithelfen könnte, den Hospizgedanken zu verbreiten und auf die vielen Möglichkeiten hospizlichen Handelns aufmerksam zu machen.
Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D. und ehemaliger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, hat die Schirmherrschaft über den „Herzenswunsch-Krankenwagen“ in Niedersachsen übernommen.
Information:
Dr. Christoph Mock, Projektleiter Herzenswunsch-Krankenwagen Niedersachsen
Mobil: (0151) 46144254
E-Mail: christoph.mock(at)malteser(dot)org
Spendenkonto des Herzenswunsch-Krankenwagen:
Pax Bank, IBAN: DE49 3706 0120 1201 2090 10
Stichwort: D09HWK
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