Hannover (mhd). Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Patienten in der Malteser Migranten Medizin (MMM) Hannover – Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung – deutlich gestiegen. Dies zeigt die Auswertung der Jahresstatistik 2019.
397 (Vorjahr: 336) Patientinnen und Patienten ohne Krankenversicherung suchten im vergangenen Jahr die Hilfe der fünf ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte, 61 mehr als im Jahr davor. Dies entspricht einer Steigerung um 18 Prozent. Im Durchschnitt kamen die Patienten 2,7-mal, so dass die Ärzte der MMM 1064 Patientenkontakte hatten, 220 mehr als 2018 - eine Steigerung von 26 Prozent. Die meisten Patienten stammen, wie in den Vorjahren, aus Rumänien (22 Prozent), Bulgarien (16 Prozent) und Ghana (29 Prozent). Die Zahl deutscher Patienten ohne Krankenversicherung in der MMM-Ambulanz blieb mit drei Prozent auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Oft handelt es sich dabei um ehemalige Privatpatienten, die ihre Versicherungsprämien nicht mehr bezahlen können.
Erneut suchten deutlich mehr Frauen als Männer die wöchentliche Sprechstunde auf. Ihr Anteil liegt bei 73 Prozent. Die Statistik zeigt zudem, dass an einem durchschnittlichen Ambulanztag 2019 etwa 24 Patientinnen und Patienten kamen, 2018 waren es durchschnittlich 19.
Das Spektrum der Erkrankungen ist bunt und spiegelt die ganze Bandbreite der Allgemeinmedizin wider, mit einem Schwerpunkt auf Schwangerschaften: Rund 38 Prozent aller Diagnosen entfielen auf diesen Bereich. Häufig sahen die Ärzte auch Herz- und Kreislauferkrankungen (16 Prozent), Magen-/Darmbeschwerden (15 Prozent) und orthopädische Erkrankungen (14 Prozent).
Nach Ansicht von Dr. Renate Gräfin von Keller, der Ärztlichen Leiterin der MMM Hannover, zeigt diese Statistik die Wichtigkeit des Projektes MMM. „Hier können wir Menschen helfen, die ohne uns nicht wüssten, wohin mit ihren Schmerzen“, sagt die Internistin. „Auf diese Weise haben unsere Unterstützer und Spender schon das eine oder andere Menschenleben gerettet.“
Der Anstieg der Fallzahlen in der MMM ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass das Land Niedersachsen im November 2018 das Projekt „Anonymer Krankenschein“ eingestellt hat. Mit dessen Hilfe konnten sich Kranke mit einem ungesicherten Aufenthaltsstatus einen regulären Krankenschein besorgen, ohne ihre Identität preisgeben zu müssen. Diese Möglichkeit ist entfallen. „Wir wünschen uns, dass das Projekt Anonymer Krankenschein in irgendeiner Form weitergeführt wird, da es uns deutlich entlastet hat“, sagt dazu Dr. Michael Lukas, Projektleiter der MMM Hannover.
Die MMM ist eine Einrichtung des Malteser Hilfsdienst e.V. Dort finden Menschen ohne Krankenversicherung, viele von ihnen Migranten ohne gültigen Aufenthaltsstatus, einen Arzt, der ihnen kostenlos hilft, auf Wunsch auch anonym. Die erste MMM-Ambulanz wurde 2001 in Berlin eröffnet. Inzwischen gibt es solche Sprechstunden in 20 deutschen Städten. Die MMM-Ambulanz in Hannover wurde 2007 eröffnet. Dort engagieren sich zurzeit fünf Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich sowie eine Hebamme. Die Kosten werden durch Spenden, einen Zuschuss von Stadt und Region Hannover sowie Eigenmittel der Malteser getragen.
Sprechstunden der MMM Hannover sind dienstags von zehn bis zwölf Uhr im Keller des Caritashauses, Leibnizufer 13-15, Hannover.
Weitere Informationen im Internet:
www.malteser-migranten-medizin.de
oder
www.mmm.malteser-hannover.de