Hannover (mhd). Sie bieten Platz für zwei Gäste, ganz viel frischen Wind und stehen nun auch offiziell unter Gottes Segen: In einer kleinen geistlichen Zeremonie segnete Propst Dr. Christian Wirz, Regionaldechant der Katholischen Kirche in der Region Hannover, am Mittwoch, 7. Juli, vor der Basilika St. Clemens die beiden Fahrrad-Rikschas der Malteser Hannover. Im Rahmen des Projektes „KulTour Begleitungsdienst“ sollen sie in Zukunft ältere und einsame Menschen zur gemeinsamen Ausfahrt verführen, gefahren von Ehrenamtlichen des Hilfsdienstes.
„Dieser Segen gilt den Menschen, die die Rikschas fahren und denen, die gefahren werden”, sagte Propst Wirz, der auch dem Domkapitel des Mariendoms in Hildesheim angehört, bei der kleinen Feier. „Die Malteser haben ein besonderes Gespür für Menschen, denen es nicht gut geht“ unterstrich er. Dazu gehören auch Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr ohne Hilfe am Leben in der Stadt teilnehmen können: „Jetzt können sie wieder mit diesem Leben in Kontakt kommen, die Freude erfahren, durch die Stadt zu fahren, vertraute Ziele ansteuern – und das in Gesellschaft.“
Für Wirz ist der Dienst der Malteser in zwei Richtungen ausgeprägt. Zum einen als Hilfe für arme, kranke oder alte Menschen, zum anderen auch in der „Bezeugung des Glaubens“, wie es in dem seit über 900 Jahren gültigen Leitmotiv des Malteserordens heißt.
Wirz selbst wurde 2013 in den Malteserorden aufgenommen. Seit 2005 hat sich der heute 47-Jährige in der „Gemeinschaft junger Malteser“ engagiert. So fährt Wirz regelmäßig im Sommer für zwei bis vier Wochen in den Libanon, um in einem Malteser-Feriencamp Zeit mit behinderten Menschen aus dem arabischen Land zu verbringen.
Die beiden Fahrrad-Rikschas aus Holland mit 65 Kilogramm Leergewicht, einer stufenlos verstellbaren Gangschaltung und 250 Watt E-Leistung sind nun also startklar und warten auf unternehmungslustige Seniorinnen und Senioren, vor allem über 75 Jahren, die sich auf den Weg machen wollen. Rund 20 Ehrenamtliche haben sich bereits gefunden, um den alten Menschen etwas Lebensfreude zu schenken.
Projektkoordinatorin Andrea Eckhoff-Rosenbaum verspricht allen Ehrenamtlichen eine gründliche Einarbeitung, denn neben dem Spaß wird natürlich auch die Sicherheit großgeschrieben. Haltestange für die Passagiere, Beckengurt und pannensichere Reifen sind selbstverständlich. Der Rest ist Einweisung, Übung, elektrische Unterstützung und Vertrauenssache, denn der Passagier kann nicht mitsteuern, er muss vertrauen: Die Wohlfühl-Reisegeschwindigkeit dürfte daher bei nur zehn Stundenkilometern liegen. Sehr viel schneller zu fahren kostet Kraft und letztlich auch Akku-Leistung, die im Normalfall für rund 70 Kilometer reicht. Aber auf die Entfernung kommt es auch nicht unbedingt an: Nette Gespräche, Unterhaltung und frische Luft sind viel wichtiger.
Der „KulTour Begleitungsdienst“ der Malteser Hannover ist Teil des deutschlandweiten Projektes „Miteinander Füreinander – Kontakt und Gemeinschaft im Alter“, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Ziel ist, etwas gegen die wachsende Einsamkeit älterer Menschen zu tun, denn sie haben ein deutlich höheres Risiko, sozial zu vereinsamen, gerade wenn Schicksalsschläge, Erkrankungen, Einschränkungen der Mobilität, Altersarmut oder ein Migrationshintergrund hinzukommen. Deshalb wollen die Malteser das Thema in der Gesellschaft etablieren und enttabuisieren, indem sie Menschen sensibilisieren. „Jeder kann einem einsamen Menschen Gesellschaft leisten und helfen, zum Beispiel, indem er mit ihnen Rikscha fährt“, sagt Eckhoff-Rosenbaum.
Information und Kontakt für Ehrenamtliche:
Andrea Eckhoff-Rosenbaum
Mobil: (0160) 95819641
E-Mail: kbd.hannover@malteser.org
Anmeldung und Information für Fahrgäste:
Tel.: (0511) 9598646
E-Mail: kbd.hannover@malteser.org